Bad Camberg, den 17.11.2007

„Camberg im Jahre 1905“

Großes Interesse für Cambergs Geschichte

Das Interesse war groß: Über 70 Besucher füllten am 16. November den Kleinen Saal des Kurhauses, um den Lichtbildvortrag von BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN „Camberg im Jahr 1905“ zu sehen.
Erich Grzesista und Dieter Oelke ließen das Leben in Camberg im Jahr 1905 in 100 Lichtbildern nachvollziehen. 2600 Einwohner hatte die Stadt. Die Besucher erfuhren, dass im Januar 1905 das städtische Elektrizitätswerk seinen Betrieb aufnahm. Die „Elektrische Zentrale“ lag am Emsbach in der Höhe des Schwimmbades, bestand aus zwei Lokomotivmotoren und hatte eine Leistung von 70 PS. 180 Haushalte und Betriebe waren angeschlossen. Die Kilowattstunde kostete 50 Pfennige. Gleichzeitig mit der Elektrifizierung wurde der Telefondienst aufgenommen.
Stolz präsentierten sich unter einer großen Bahnhofsuhr die zehn Mitarbeiter des „gegenwärtigen Bahnpersonals“: Weichensteller, Hilfsweichensteller, Stationsverwalter, Bahnsteigschaffner und Bahnarbeiter. Stolz waren die Camberger auch auf ihr repräsentatives Kaiserliches Postamt in der Bahnhofstraße. Vorbildlich war das Liebersche Hospital. Es hatte 24 Krankenzimmer mit insgesamt 50 Betten, zwei Operationszimmer sowie Bade- und Sprechzimmer. Sämtliche Räume verfügten über elektrisches Licht. Das Hospital war an das Fernsprechnetz angeschlossen.
Camberg besaß auch ein Amtsgericht, das in der Neumarktstraße lag. An Schulen gab es die Volksschule bei der katholischen Kirche, eine Höhere Töchterschule in der Limburger Straße, eine Höhere Knabenschule im Amthof und ein Taubstummeninstitut in der Frankfurter Straße. Mehrere Brauereien waren in Camberg beheimatet, zum Beispiel die Bierbrauerei Hanson in der Obertorstraße.
Zu zahlreichen Fotos der Altstadt konnten die Teilnehmer der Veranstaltung Geschichten beitragen. Den Abschluss des Vortrages bildeten eine Reihe von Werbefotos aus dem Jahre 1905 von Gasthäusern und Hotels.

Zitat aus dem „Hausfreund für den goldenen Grund“, amtliches Organ der Stadt Camberg und des königlichen Amtsgerichts, Nr. 5 Camberg, Mittwoch 18. Januar 1905:
Camberg, 17 Januar. Das städtische Elektrizitätswerk schreitet seiner Vollendung entgegen und vom vergangenen Samstag an konnten wir, die wirklich recht zweckmäßig und mittels 35kerziger Nernstlampen voll ausreichend hergestellte Straßenbeleuchtung bewundern. Besonders die Bahnhofstraße machte einen imposanten Eindruck. Wieder ein Stück gesunden Fortschritts hat sich unsere aufblühende Stadt zu Eigen gemacht. Und daß unsere Stadtverwaltung gut daran getan hat, dass sie die Anlage nur unter den ersten Firmen Deutschlands in Konkurrenz stellte und im Verfolge dessen das Werk der Allgemeinen Elektricitätsgesellschaft übertrug, geht daraus hervor, dass uns ein Stromverteilungsnetz geschaffen ist, welches das Straßenbild in keiner Weise verunziert und das im Ganzen nicht störend wirkt.“

 


Das Foto aus dem Jahre 1905 zeigt eine Werbung des „Hotel-Restaurants zum Deutschen Kaiser“, das sich gegenüber dem Bahnhof auf dem Gelände des jetzigen Hotels „Taunus Residence“ befand. Quelle: „Camberg in Wort und Bild“ von Albert Schorn


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